Holometabolie bedeutet vollständiger Gestaltwandel bei Insekten: Vom Ei über die Larve zur Puppe bis zum geschlechtsreifen fertigen Tier, der Imago.


Während Säugetiere und Vögel langsam wachsen, sich allmählich zu voller Größe und Schönheit entwickeln, werden manche Insekten sozusagen schrittweise erwachsen. Die Larven formen sich in mehreren, deutlich unterscheidbaren Lebensabschnitten zum voll ausgebildeten, fortpflanzungsfahigen Tier, oder auch adultes Tier genannt.

Hemimetabolie ist also die stufenweise Annäherung vom Larvenstadium zum Imago.

Der Lebenslauf dieser Vertreter der Insekten ist recht kompliziert und erscheint dem Laien oft etwas sprunghaft.
Die Entwicklungsschritte haben ganz wesentlich mit dem starren Außenskelett zu tun, das nicht mitwachsen kann. Deshalb müssen alle Gliederfüßer mehrmals in ihrem leben »aus der Haut fahren«, wenn sie ihnen zu eng geworden ist, sie ihr Wachstum behindert.
Entomologen unterscheiden zwei Prinzipien der körperlichen Umgestaltung, das eine nennen sie unvollkommene, das andere vollkommene Metamorphose. Das sagt allerdings nichts über das Endprodukt aus - das ist immer ein erwachsenes und geschlechtsreifes Tier, sondern nur über die innere und äußerliche Ähnlichkeit zwischen Larve und Imago. Sehen große junge schon aus wie kleine Alte, wird die Verwandlung eine "unvollkommene" oder auch Hemimetabolie genannt. Heuschrecken sind ganz eindeutig Vertreter dieses Entwicklungstyps. Kaum aus dem Ei geschlüpft, kommen sie wie Miniaturausgaben ihrer Eltern daher, fressen dasselbe Futter, beleben das gleiche Habitat. Laubheuschrecken machen fünf bis sieben Larvenstadien durch, deren Dauer von Ernährungszustand und Umgebungstemperatur abhängig sein kann - je satter und wärmer desto schneller. Als Larve können sie zwar schon in die Luft springen, aber nicht fliegen.

In den beiden vorletzten Stadien zeigen sich deutliche Ansätze von Flügeln, die aber erst funktionsfähig sind, wenn sich die Larve das letzte Mal gehäutet hat, geworden ist.

Verwickelter ist der Lebenslauf der Libellen . Jung und Alt unterschieden sich in Aussehen, Lebensraum und Ernährung.
Die Eier werden im Wasser abgelegt, die daraus schlüpfenden Larven atmen mit Kiemen, leben in einem Medium, in dem ihre Eltern bald ertrinken müßten. Auch die jungen sind schon raffinierte Räuber, fangen aber ihre Beute nicht wie die Adulten mit den Vorderbeinen, sondern mit ihrer Unterlippe, die zu blitzschnell ausklappbaren Greifzangen umgebaut ist. Große Libellenlarven erwischen damit sogar Kaulquappen und kleine Fische. Dieses effektive Jagdinstrument wird Fangmaske genannt, weil es in eingeklapptem Zustand das recht bedrohliche Maul verdeckt.
Die meisten Libellenlarven häuten sich im Wasser sieben- bis elfmal, vergrößern dabei jedesmal ihre Flügelanlagen - bis sie eines schönen Morgens an einem Halm über die Wasseroberfläche klettern, die Larvenhülle aufzuplatzen beginnt, sich eine Libelle herausschiebt, ihre erst noch lappig weichen Flügel langsam streckt, hart werden läßt und los fliegt.

Trotz dieser drastischen Gestaltunterschiede zählen die Libellen zu den Insekten mit unvollständiger Metamorphose, da sie zwischen ihrem Larven- und Imago-Dasein keine Ruhephase einlegen, sich nicht verpuppen.

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