Die Fortpflanzung erfolgt, wenigstens zum Teil, in der Luft.
Bei vielen Arten packt das Männchen das Weibchen mit der Greifzange an seiner
Hinterleibsspitze und erhebt sich mit ihm in die Luft.
Gleichzeitig biegt das Weibchen seine Hinterleibsspitze nach vorn,
um dort, wo der Hinterleib des Männchens beginnt, Sperma für die Befruchtung der Eier aufzunehmen.
Solche fliegenden »Paarungsringe« können wir, an schönen Sommertagen oft bebachten.
Bald nach der Paarung erfolgt die Eiablage, je nach Art entweder durch
Legebohrer in die Stengel von Wasserpflanzen oder in Schlammboden oder ohne
Legebohrer einfach ins Wasser. Dabei fliegen die Weibchen meist über die
Wasseroberfläme und tauchen ab und zu ihre Hinterleibsspitze ins Wasser,
wobei sie ihre Eier ausstoßen. Andere Arten lassen die Eier aus bis zu vier Metern Höhe ins Wasser hineinfallen.
Aus den Eiern schlüpfen nach einigen Wochen kleine Larven, die sich mehrfach häuten.
Larven von Großlibellen erreichen eine Länge bis zu fünf Zentimetern.
Libellenlarven sind äußerst gefräßig und lauern, im Schlamm eingewühlt, reglos
auf Beute. Junge Larven fressen einzellige Tiere oder andere Insektenlarven.
Die mächtigen Larven der Großlibellen fallen auch die Brut von Fischen an. Zum Beutefang sind die
Libellenlarven mit einem besonderen Werkzeug oder Organ ausgerüstet, mit einer »Fangmaske«.
So nennt man die stark verlängerte und abgewinkelt unter dem Kopf eingeschlagene
Unterlippe, an der eine spitze Greifzange sitzt.
Wenn sich ein Beutetier der lauernden Libellenlarve nähert, schnellt diese
ihre Fangmaske vor, packt die Beute mit den spitzen Fängen und zieht sie zum Mund, zerbeißt und verschlingt sie.
Ihre Atemluft holen die Libellenlarven aus dem Wasser, und
zwar mit Hilfe von Kiemenblättmen, die im Enddarm liegen.
Durm Ausdehnung des Hinterleibes wird Wasser in den Enddarm gesaugt, dem die
Kiemenblättchen den Sauerstoff entziehen.
Wenn der Ausstoß des Atemwassers plotzlich geschieht, bewegt sich die Larve recht schnell vorwärts.
Wenn die Libellenlarven ausgewachsen sind, hören sie auf zu
fressen und klettern an Pflanzenstengeln aus dem Wasser heraus.
An ihnen sind schon die Flügelanlagen zu erkennen, und sie werden Nymphen genannt.
In diesem letzten Larvenstadium häutet sich die Larve nun noch einmal.
Nachdem die Nymphe das Wasser verlassen hat, stellt sie ihre Atmung von Wasser auf Luft um.
Dann reißt die Rückenhaut des Brustabschnittes auf, und die Libelle
arbeitet sich aus dem Spalt heraus. Zuerst erscheinen Kopf und
Brust; dann klammert sich die Libelle mit den Beinen fest und zieht
auch den Hinterleib aus der Nymphenhülle heraus. Zuletzt entfaltet sie die Flügel,
indem Blut in die Adern gepreßt wird.
Sobald nach kurzer Zeit Körperbedeckung und Flügel erhärtet sind, fliegt die Libelle davon.
Der ganze Vorgang nimmt etwa drei bis vier Tage in Anspruch.